Das ganz andere Untergrundmaterial, der graue „ Wasserstein", war wichtig für die Entstehung der Siedlung: hier konnte man Schachtbrunnen graben und Teiche anlegen. Sein Vorkommen unter dem Ort hat rund 400 m Durchmesser und reicht viele Kilometer in die Tiefe. Es ist eine von über 350 Eruptionsröhren des Schwäbischen Vulkans, der sich vor etwa 17 Mio Jahren mit heftigen Gas- und Wasserdampfexplosionen durch das Albgestein sprengte. In den Löchern sammelten sich die Trümmer der hinausgeschossenen Gesteinssäule, vermengt mit wenig Lavatröpfchen und nachträglich von abgeschiedenem Kalk zementiert. Dieses bunte Gemisch nennt man Vulkantuff, der in den so genannten Vulkanschloten steckt. Am Konradfels, knapp 2 km nördlich von Grabenstetten an der Hangkante, ist das Material gut sichtbar. Wer mit einem einfachen Kompass auf den Felsen zugeht, beobachtet eine abrupte Drehung der Nadel. In den Schmelztropfen des Vulkantuffs ist das Mineral Magnetit enthalten. Blitzschläge erneuern gelegentlich das Eigenmagnetfeld des Vulkantuffs, das den Kompass irritiert.
Der Grabenstetter Magmagang ist ein weiteres außergewöhnliches Vorkommen des Schwäbischen Vulkans. An der Straßenböschung Richtung Bad Urach (300 m nach Ortsausgang) klafft in den Oberjura-Bankkalken ein 1 m breiter Spalt, gefüllt mit kompaktem dunkelgrauem Magma, von den Geologen als Melilithit benannt, eine Varietät des Basalts. In diesem weit in die Tiefe reichenden Spalt drang damals flüssiges Magma bis nahe an die Landoberfläche, erstarrte beim Abkühlen zwischen den Kalkbänken und wurde später durch die Abtragung freigelegt. Die Landoberfläche zur Entstehungszeit ist mindestens 80 - 100 m höher über der heutigen zu denken; allerdings war diese vor etwa 17 Mio Jahren noch nicht so weit herausgehoben wie heute.
Weiterführende Informationen über den Schwäbischen Vulkan finden Sie auf den folgenden Homepageseiten. Mehr dazu unter Netzwerk Erdgeschichte und Hausarbeit von Malte Hövel.
Text: Dr. Wolfgang Roser. Literaturhinweis: Roser / Mauch: Der Schwäbische Vulkan. Geotope und Biotope der Vulkanalb. GO Druck Media Verlag Kirchheim/Teck 2003; Binder / Jantschke: Höhlenführer Schwäbische Alb. Theiss Verlag Stuttgart 7. Auflage 2003